Wohnungsnot in Österreich

Posted by | 3. Dezember 2015 | Allgemein | No Comments

Artikel “Wirtschaftsblatt” vom 26.11.2015

“Angebot zu klein für Ansturm, Preise werden explodieren”

Bau- und Immo-Experten befürchten wegen des starken Zuzugs von Menschen nach Österreich eine Wohnungsnot wie zuletzt Anfang der 1990er Jahre.

Eine Wiederholung wolle man aber nicht, sondern vielmehr soziale Stabilität, sagte der Wiener WKÖ-Bauträgersprecher Hans Jörg Ulreich am Donnerstag. Die gemeinnützigen Bauträger sprechen von einer “gewaltigen Herausforderung” vor allem für die Ballungsräume.

“Wir müssen Wohnungen bauen”, auch Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) müsse das vermitteln – etwa in Richtung der Bezirke, wo es Widerstände dagegen gebe, meinte Ulreich, Vertreter der Fachgruppe Wien der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, in einem Pressegespräch: “Das Immobilienangebot ist zu klein für den Ansturm, und die Preise werden explodieren. Obdachlosigkeit, Armut und amerikanische Verhältnisse – das will die private Immobilienwirtschaft nicht.”

Schon auf den normalen Zuzug von 25.000 Menschen im Jahr werde beim Wohnungsangebot nicht adäquat reagiert, so Ulreich. Und die 50.000 anerkannten Asylwerber, mit denen womöglich allein im heurigen Jahr zu rechnen sei, würden vor allem auf den Wiener Wohnungsmarkt kommen, erwartet der Experte.

Bevölkerungsanstieg von 70.000 pro Jahr

In den kommenden Jahren werde die heimische Bevölkerung um jährlich rund 60.000 Personen wachsen, primär wegen der Migration, hatte die Statistik Austria erst diese Woche in einer neuen Prognose erklärt. Wegen der Wanderungsbewegung rechnen die Experten mit einem Bevölkerungsanstieg von zunächst 70.000 Personen pro Jahr, der sich dann auf durchschnittlich 60.000 einpendeln sollte. Bleibt der Zuzug von Asylwerbern weiterhin sehr stark, sind sogar bis zu 98.000 mehr im Jahr möglich, so die Statistiker.

Karl Wurm, Obmann des Verbandes der gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV), sieht auf den Wohnbau “gewaltige Herausforderungen” zukommen. “Der Großteil davon wird sich in den Ballungsräumen abspielen”, sagte er in einem Pressegespräch der “Plattform Wohnungsbau”. Es müsse daher das Problem des Mangels an Baugründen und der zu hohen Grundpreise in den Griff bekommen werden.

Man müsse künftig aber auch verschiedene Finanzierungsformen im Wohnbau akzeptieren, “denn das geht nicht mehr nur über die Wohnbauförderung”. Eventuell würden ja auch “neue” Investoren den Wohnbau entdecken, verwies der GBV-Obmann exemplarisch auf die Versicherungen, die wegen niedriger Zinsen bei anderen Veranlagungen ohnedies die Infrastruktur stärker ins Visier nehmen.

Mit einem Drittel der gesamten Neubauleistung ist die gemeinnützige Wohnungswirtschaft der zentrale Player im heimischen Neubaubereich. Im Mehrgeschoßwohnbau bestreitet sie sogar mehr als die Hälfte. Für heuer rechnete der Verband mit über 17.000 Wohnungsfertigstellungen gerechnet; Anfang 2015 hatten die GBV-Mitglieder 26.300 Einheiten in Bau.

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